Zur Geschichte der Kirche

Pfarrer in Großharthau

1350 - In einer Urkunde vom 06.04.1350 heisst es "Herrn Fried unsern Kapellan".
1523 - 1559 Georg Großauge
1559 - 1575 kein Pfarrer
1575 - 1607 Erasmus Cullmann
1607 - 1636 Salomo Poltz
1636 - 1638 kein Pfarrer
1638 - 1640 Valentin Witschel
1640 - 1653 Johann Matthesius
1652 - 1656 Samuel Liss
1656 - 1690 Andreas Baudius
1690 - 1705 Johann Friedrich Nier
1705 - 1721 Christian Schramm
1721 - 1758 Johann Sigismund Hannauer
1758 - 1780 Johann Benjamin Wachter
1781 - 1813 Christian Gottlieb Müller
1813 - 1860 Friedrich Traugott Jacob
1860 - 1879 Heinrich Wilhelm Schädlich
1880 - 1906 Ernst Gotthard Kauferstein
1906 - 1908 Konrad Georg Otto Lehmann
1908 - 1937 Gottfried Martin Horn
1937 - Johann Pahler
1937 - 1941 Johannes Bille
1941 - 1946 Rudolf Heinze und Walter Jäckel - Vertretung aus Bischofswerda
1946 - 1955 Christian Johannes Rudolf Göhler
1955 - 1958 Manfred Hertel
1958 - 1968 Clemens Christan Näcke
1968 - 1977 Georg Egert
1977 - 1985 Karl Walther
1986 - 1999 Gerhard Bilz
2000 - 2002 Christfried Weihrauch
2003 - 2017 Gerhard Helbig
2019 Benjamin Stahl




Nachrichten zur Kirchengeschichte

Die Kirche von Großharthau steht auf einer kleinen Anhöhe im Osten des Dorfes. An gleicher Stelle ist im Jahre 1662 die alte Kirche abgebrochen und größer gebaut worden. In einer alten Schrift heißt es, "der Kirchturm, so mitten auf der Kirche gestanden und in dem 2 Glocken gewesen, nur von Holz."
Am 11. Januar 1559 wurde in Harthau die Reformation eingeführt, jedoch als Filial nach Schmiedefeld gewiesen, denn seit 1523 hatte Harthau keinen eigenen Geistlichen mehr. Dies kam, weil der Bischof von Meißen, zu dessen Land Harthau gehörte, keinen lutherischen Pfarrer, und Reimund Krahe, der Besitzer von Harthau, keinen "Papisten" haben wollte.
Der Harthauer Kantor und Kirchschullehrer Uhlisch baute 1700 für die Kirche eine Orgel.
Seitens der Patronatsherrschaft hatte, die 1738 verstorbene Reichsgräfin, Charlotte von Flemming ein besonderes Interesse für die Kirche. 1692 stiftete sie silberne Abendmahlsgeräte und eine Vase aus Zinn. Eine Altarbekleidung aus schwerem seidenen, weiß und braun geblümten Damast schenkte sie 1736 der Kirche. Weiter legte Charlotte von Flemming 1000 Taler auf dem Gasthof "Zu den drei Linden" (der heutige "Dürrer Fuchs") in Schmiedefeld zu 5 Prozent an. Die Zinsen sollten den Harthauer Lehrer und insbesondere für kirchendienstliche Verrichtungen verwendet werden. Sie stellte folgende Bedingungen:
"Der Schulmeister zu Harthau erhält daran die Zinsen, und zwar vierteljährlich 12 Tlr. 12 Groschen. Dafür hat derselbe
a) 12 arme Kinder aus Harthau und Goldbach zu unterrichten, welche von der Herrschaft vorgeschlagen werden.
b) wenn die Herrschaft in Harthau anwesend ist, alle Sonn- und Festtage nachmittags, je nachdem der Pfarrer Vor- oder Nachmittags nicht selbst zu predigen schuldig, jedes mal über die Epistel eine Predigt zu halten.
c) Betstunden von Ostern bis Michaelis früh 6 Uhr zu halten u. a. m."
Im Jahre 1736 schenkte die Gräfin der Kirche eine umfangreiche Bibliothek. Sie war für den Pfarrer und für den Lehrer, der stets ein Theologe sein sollte, bestimmt.
1746 wurde die Orgel durch eine neue ersetzt. Diese Orgel baute Pfützner & Mager aus Pulsnitz.
Am 15. August 1793 brannte die Kirche durch einen Blitzschlag vollständig ab. Dabei wurde auch die Bibliothek, sie soll aus 2000 Büchern bestanden haben, vollständig vernichtet. Unverzüglich ging man an den Wiederaufbau des Gotteshauses. Die Einweihung der neu erbauten Kirche fand am 23. November 1794 statt. Die beiden neuen Glocken, trugen die Inschrift: "Im Jahre 1794 goß mich Mich. Aug. Weinhold in Dresden."
Im Jahre 1813 erlebten die Harthauer Einwohner viel Not und Elend. Die Franzosen nutzten die Kirche als Wach- und Schlachthaus.
Der Orgelbauer Trampeli aus Adorf baute 1821 eine Orgel in die Kirche.
1840 erhielt die Kirche eine neue Orgel. Diese stammte aus der Stolpener Orgelbauwerkstatt Herbig, sie kostete 600 Taler.
Am 1. Oktober 1906 wurde die Kirchgemeinde von Schmiedefeld getrennt. Großharthau wurde nach 383 Jahren wieder eine selbständige Pfarrgemeinde. 3 Jahre wurde es noch vikarisch verwaltet. Herr Pastor Vikar Otto Lehmann, aus Limbach bei Wilsdruff, begleitete bis 1908 dieses Amt.
Seit Januar 1909 hatte Großharthau wieder einen eigenen Pfarrer. Dies war der Theologe Gottfried Martin Horn.
Durch einen Blitzschlag wurde der Kirchturm 1910 stark beschädigt.
1911 zog Pfarrer Horn in das neu errichtete Pfarramt ein.
Am 3. März 1916 fand die feierliche Übernahme der von der Freien Vereinigung für die innere Ausschmückung unserer Kirche geschenkten elektrischen Beleuchtung statt. Die Firma Sauerbrey und Kostorz aus Arnsdorf lieferte die Anlage.
Im Juli 1917 musste die große Glocke für Rüstungszwecke abgegeben werden. Nach dem Abschiedsgottesdienst wurde die Glocke Tags darauf, am 12. Juli, durch Arbeiter aus Pirna ausgebaut und zum Bahnhof gebracht.
1921 wurden das Turmdach und die Wetterfahne erneuert. Die alte Fahne trug die Jahreszahl 1795. Die neue Wetterfahne trägt die Jahreszahl 1921 und ist noch heute auf ihrem Platz.
1922 wurden die neuen Glocken geweiht. Die Zeitung "Der sächsische Erzähler" schrieb dazu:
"Die Glockenweihe zu Großharthau. Großharthau, 19. August. Die Einholung und Weihe der neuen drei Bronzeglocken war für die Allermeisten unserer Kirchgemeinde ein Tag großer unvergesslicher Freude. Nachdem der Weiheplatz auf dem Friedhof, der Kirchturm als die Wohnung der neuen Glocken und das Ehrendenkmal unserer Gefallenen dank der Liebe vieler, treuen Hände, vor allem der Jugend, auf das Schönste geschmückt worden waren - weiterer Schmuck war absichtlich nicht erbeten worden - zogen am Freitag, den 11. August, in langem Zuge die Schulkinder mit Willkommensträußchen und Begrüßungsfahnen gegen 5 Uhr zur Bahnhofstraße. Dort wurden die Glocken und das Viergespann, von Mitgliedern des Jungfrauenvereins geschmückt, wo auch die Vereine mit ihren Fahnen und alle Ehrengäste samt der Musik Aufstellung genommen hatten. Dem allgemeinen Gesange: "Großer Gott, wir loben Dich", folgten Begrüßungs- und Segenswünsche von Seiten des Ortspfarrers, des Herrn Gemeindevorstandes H. Kurze und der Lehrerin Fräulein Ch. Naumann. Unter flotten Marschklängen setzte sich, Spitzenreiter voran, in der Mitte der ebenfalls mit einem Vorreiter ausgezeichnete vierspännig gefahrene Glockenwagen, über und über mit den Kindersträußchen geschmückt, der viele Hunderte umfassende Zug in Bewegung. Nachdem die Glocken am Fuße des Kirchberges von dem Kirchenpatron Sr. Durchlaucht Prinz zu Schwarzburg gegrüßt waren, fand ihre Weihe auf dem Friedhof vor der Lutherlinde statt. Viele, viele Hunderte füllten den Platz. Die Weihe begann mit dem allgemeinen Gesang: "Lobe den Herren, den mächtigen König der Ehren". Die Männergesangvereine "Concordia" und "Rau & Vogel" umrahmten die Weiherede des Ortspfarrers. Er wies zuerst auf den dank hin, den die Gemeinde Gott schulde. Gottes Güte habe die Herzen für eine Glockengabe gewonnen! Besonderen dank verdient der Kirchenvorstand, der sich nicht schwankend machen ließ in seinem Vertrauen, dass die ganze Kirchgemeinde für das durch Krieg zerstörte Geläut ein neues sich ersehnte, und also auch opferwillig sein würde. Und dieses Vertrauen ist glänzend gerechtfertigt: auch nicht ein Erwachsener, der in Großharthau geboren ist, hat sein Herz der Bitte um eine Glockengabe verschlossen! Nicht minder herzlicher Dank gebührt dem Glockengießer, Herrn B. Pietzel. Denn nur das größte Entgegenkommen von seiner Seite hat es möglich gemacht, der Kirchgemeinde ein Bronzegeläut zu schaffen. Mit innigen Dankesworten für alle treue unentgeltlich geleistete Arbeit, das Abholen der Glocken aus der Werkstatt, dem Arsenal, die Sandfuhren zur Wegeverschönerung, das Schmücken durch Kränze, Ranken und Lorbeerbäume leitete die Weiherede über zu der Frage, was uns die neuen Glocken zu verkünden haben. Sie alle haben eine Bitte, einen Wunsch: "O Land, Land, Land, höre des Herrn Wort!" (Jer. 22,29.) In packender Ausführung wies die Weiherede hin auf der Glocken tiefe Liebe, auf ihre unermüdliche Treue, auf ihren unerschöpflichen Segen. Unter lautlosem Schweigen wurden sodann die Glocken geweiht im Namen Gottes des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes zu ihrem heiligen Dienst, mitzuhelfen Gottes Reich, das Reich wahrer Freude und wahren Friedens, auszubreiten auf Erden. Es folgten treue, ernste Segenswünsche der Herren Geistlichen, des Pfarrers em. R. Horn, des Vaters des Ortsgeistlichen, der in bewunderungswürdiger Frische trotz seiner 76 Jahre dem Wunsche Ausdruck gab, dass diese neugeweihten Glocken stets stärken mögen in unsrer Kirchgemeinde: Glauben, Liebe, Hoffnung!, der Herren Pfarrer Hennig - Goldbach, Kleeberg - Schmiedefeld, Brendler - Frankenthal, Steudte - Großdrebnitz. Vaterunser, Segen und der allgemeine Gesang: "Nun danket Alle Gott" schloss die Feier. Am Abend konnte der Kyffhäusersaal die Erschienen kaum fassen. In rascher Folge wechselten musikalische, deklamatorische und theatralische Darbietungen. Für den musikalisch Veranlagten war mit die schönste Gabe: "das Nocturno" von Coltermann, vorgetragen von Herrn Dr. Kemlein und Herrn Oberlehrer Förster - Schmiedefeld (Cello und Klavier). Besondere Aufmerksamkeit wurde dem Glockenweihefestspiel zu teil. Es brachte, aufgebaut nach der Idee des Herrn Pfarrer Seidel - Beiersdorf, gedichtet vom Ortspfarrer auf Grund der Eintragungen in die alten Kirchenbücher von Großharthau, allerhand Geschehnisse aus dem Leben unserer Gemeinde. Näheres siehe an anderer Stelle! Wie sehr dieser Abend gefallen hat - und das ist wohl für alle Mitwirkenden der beste Dank! - zeigt die Tellersammlung: M 1950,-. Am Sonnabend ging das Aufziehen der Glocken trotz Sturm und den heftigsten Regengüssen ohne jeden Unfall vonstatten. Sonntag früh ½ 9 Uhr erklang zum Festgottesdienst die kleinste Glocke, ¾ 9 Uhr schloss sich die mittlere und um 9 Uhr, während der Festzug zur Kirche schritt, die größte an. Das Gotteshaus, festlich geschmückt, bot kaum genügend Raum für alle Andächtigen. Nach dem Eingangslied erfreute der Gemischte Chor "Die Himmel rühmen des Ewigen Ehre" und Herr Dr. Kemlein (Cello) mit Herrn Oberwachtmeister Albert Gäbler (Violine) und Herr Lehrer Wolf (Harmonium): "Meditation von Bach" und ebenso nach den Vorlesungen der Sologesang von Frau Dr. Barthel: "Herr, den ich tief im Herzen trage" und von Herrn Werkmeister Franke: "Frohe Stunde für uns Alle" die ergriffen lauschende Gemeinde. Hatte die Weiherede am Freitag zum Ausdruck gebracht, was alle drei Glocken gemeinsam verkünden: "O Land, Land, Land höre des Herrn Worte!", so sagte die Festpredigt, wozu jede einzelne Glocke bitten und mahnen will. In der Einleitung erinnerte der Prediger an jenen schmerzlichen Abend des 9. Juli 1917, mit seinem Abschiedsgottesdienst für die enteignete große Glocke, und wie nun, über Bitten und Verstehen, ein neues herrliches Dreiklang - Geläut in Bronze unserer Gemeinde dienen will. Wie herzerfrischend war der Anblick der vielen, vielen Kinder im Festzug am Freitag, die den Glocken entgegeneilten und mit ihnen dann zur Kirche zogen! Wohl unseren Kindern, wenn sie diese Liebe zu den Glocken bewahren und stets dem Glockenrufe folgen. So ruft bittend die kleinste Glocke: "Lasset die Kindlein zu mir kommen!" Auf die Eltern kommt es an, ob ihre Kinder nur rechtschaffene Menschen, oder ob sie mehr, ob sie Gottesmenschen werden. Heilig die Pflicht für Vater und Mutter, ihren Kindern Führer zu Gott zu sein. So spricht die kleinste Glocke nicht nur zu den Kindern, nein, sie spricht auch zu uns den Erwachsenen! - Der Prediger schwieg. Plötzlich erklang erst leise, dann laut und lauter hinein in das andachtsvolle Schweigen der Gemeinde der helle, reine Ton der kleinsten Glocke, der Taufglocke! Wie auf Engelsflügeln getragen schwebte dieser Klang dahin, bittend, mahnend: "Lasset die Kindlein zu mir kommen!" "Bete und arbeite" ist der Spruch der zweiten Glocke. Da brachte der Prediger Bilder aus dem täglichen Leben, aus unserem Schaffen, unserer Arbeit. Jedes Gebet ist ein Arbeiten an der eigenen Seele, an dem inneren Menschen. Und jede Arbeit, in echt christlichem Sinne getan, ist vor Gott wie ein Gebet. Tief ist dieser Glocke Ton, tief, voll, männlich. Ja, wer ist ein Mann?, so fragte einst Ernst Moritz Arndt. Er urteilte: Nicht der, der rastlos Geld verdient auf alle und jede Weise - und sei es durch Schieberei und Wucherei - nicht der, der daheim das große Wort im Munde führt oder draußen im Leben, nein, wer beten kann! Wer mit klarem Blick erkennt, dass alles darauf ankommt, ein innerlich reiner frommer Mensch zu sein! Der Prediger schwieg. Und nun erklang in die Stille der Ruf der zweiten Glocke tief und voll: Bete und arbeite! "Allein Gott in der Höh' sei Ehr", ist der Spruch der größten Glocke. In seinen Ausführungen begrüßte der Prediger zunächst die zum ersten Male im Gotteshaus erschienene, vor kurzem erst geweihte und nun mit den beiden anderen Fahnen auf dem Ehrenplatz am Altar aufgestellte Fahne des Männergesangsvereins "Rau & Vogel". Gern ist auch dieser Fahne der Ehrenplatz gegeben worden, denn ihr Verein hat oft schon bewiesen, dass er an seinem Teile für Gottes Sache mit eintritt. Darauf kommt alles an, dass wir uns lösen von dem Urteil der Menschen, alles allein Gott in der Höh' zur Ehre tun! Das gibt festen Grund unter den Füßen. Diese Gesinnung umschließt alles, unser Denken, Reden, Wirken. Wie viel besser stünde es um uns alle, um unser ganzes Volk, wenn dieser Glockenspruch wirklich befolgt würde! Wieder trat lautlose Stille ein - machtvoll, gewaltig schlug jetzt der wunderbare, tiefe Ton der größten Glocke an aller Ohr. Als er verklungen, forderte der Prediger auf, dass Jeder all seine Freude und seinen Dank für diese Stunde, all seine Sorge für seine liebe Kirche, für sein treues Vaterland, alles, was ihn bewegt, vor Gott nun bringe im stillen Gebet, während die Glocken zusammen ertönten.
Wohl der weihevollste Augenblick der ganzen weihevollen Feier - diese betende Gemeinde, über der himmelwärts der Klang der drei neuen Glocken tönte! "Nun danket alle Gott mit Herzen, Mund und Händen," so schloss diese für alle, die sie innerlich miterlebt haben, unvergessliche Feier. Ja: "Allein Gott in der Höh' sei Ehr!"
1929 fand die Weihe der erneuerten Kirche statt. Darüber stand im Tagesblatt "Der sächsische Erzähler":
"Feier der Weihe der erneuerten Kirche zu Großharthau. Herr, ich habe lieb die Stätte deines Hauses und den Ort, da deine Ehre wohnet! (Psalm 26, 8.) Ein ganz besonderer Fest- und Freudentag für die Großharthauer Kirchgemeinde war der gestrige Sonntag, galt es doch, Abschied zu nehmen von der Stätte der bisherigen Gottesdienste im Fürstlichen Park und Einzug zu halten ins prächtig erneuerte Gotteshaus, das sich der zahlreichen andächtigen Gemeinde nunmehr in gar schmuckem Gewande präsentiert. Aber auch eine neue, von Meisterhand geschaffene Orgel mit 13 Registern und über 900 klingenden Stimmen galt es zugleich einzuweihen, also Grund genug, diesen Tag ganz besonders festlich zu begehen. Blumen schmückten den Altar, und das Innere ist in Weiß, die Farbe der Reinheit, und blau, diejenige der Treue, gehalten, während die Vorhalle mit ihren Denkmälern und alten Grabsteinplatten unversehrt erhalten geblieben ist. Vom weißgetünchten Turme mit aufgefrischten Ziffernblättern grüßte die weiße Kirchenfahne mit violetten Kreuz, und um die 1794 gezeichnete Eingangstür schlang sich Girlandengrün, ebenso stand am Eingange zum Kirchberge hinter dem "Kyffhäuser" eine schöne, kronengeschmückte Ehrenpforte. Nach dem Einläuten des Festes früh von 7 - ½ 8 Uhr erfolgte Kranzniederlegung am Ehrendenkmal durch den Kirchenvorstand, während eine zahlreiche Gemeinde und die Ortsvereine mit ihren 5 Fahnen und Bannern sich im Fürstl. Parke an der Stelle der bisherigen Gottesdienste versammelten. Unter dem Geläute der Glocken kamen nun in feierlichem Zuge an der Spitze die Herren Sup. Dr. Fröhlich - Bautzen, Ortspfarrer Horn, Fürst Günther zu Schwarzburg als Kirchenpatron, der Kirchen- und Schulvorstand nebst der Gemeindevertretung usw. hierher gezogen, um Abschied zu nehmen von der Stätte, die seit der Kirchenerneuerung der Gemeinde zur Erbauung diente. Nach dem gemeinsamen Gesang: Bis hierher hat mich Gott gebracht, erinnerte Herr Ortspfarrer Horn in seiner Ansprache an den gleichen Tag vor 135 Jahren, an welchem die Gemeinde ebenfalls den Kirchberg hinauf ins erneuerte Gotteshaus gezogen sei. Allseitige Opferwilligkeit half das schöne Werk vollenden, und tiefe Dankbarkeit sprach aus seinen Worten an alle edlen Geber und Förderer. Durch das frdl. Entgegenkommen Sr. Durchlaucht Fürst Günther wurde die Abhaltung von Gottesdiensten auf diesem, schönen, inmitten hoher Waldbäume gelegenen Platze ermöglicht, und nur eines fehlte hier: die Orgel. Möge Segen unseren Ausgang an dieser Stätte und unseren Einzug ins neue Gotteshaus begleiten und Gott uns gnädig sein für Zeit und Ewigkeit! Nach Gebet und gemeinsamen Gesang des Liedes "Hilf fernerhin mein treuer Hort!" zog man unter Glockengeläut in folgender Ordnung zum erneuerten Gotteshause zurück: Chorkinder mit Herrn Kantor Zentsch, Architekt und Gewerke, die Geistlichkeit in Amtstracht, die Herren Vertreter der Kirchenbehörden, Kirchenvorstand, Ehrengäste, Gemeinderat, Lehrerschaft, Schulausschuss, die Ortsvereine und die übrige Gemeinde. Nach dem Gesang: "Tut mir auf die schöne Pforte!" erfolgte die Übergabe des Schlüssels mit trefflichen Dankesworten an die kirchlichen und weltlichen Behörden, den Patron, sowie seine Mitarbeiter durch Herrn Architekt W. Kandler an den Herrn Ortspfarrer, der die Tür im Namen des dreieinigen Gottes aufschloss und erfolgte sodann der Einzug in das bald darauf dichtgefüllte Gotteshaus. Nach der Intonierung durch Herrn Sup. Fröhlich: "Ehre sei Gott in der Höhe!" und dem allg. Gesange: "Allein Gott in der Höh' sei Ehr!" erfolgten die Weihrede und Vollzug der Weihe der neuen Orgel durch Herrn Sup. Dr. Fröhlich. Sie soll uns singen helfen und den Weg zeigen, Gott zu preisen, begleitet von vierhundertstimmigem Gesang in diesen Mauern zum Lobe und Dankbarkeit gegen den Herrn. Er weihte sie im Namen des dreieinigen Gottes und nach Öffnung ließ diese zum ersten Male unter Herrn Kantor Zentsch in herrlichen Tönen und voller Klangschönheit allein ihre Stimme ertönen in dem Liede: "Allein Gott in der Höh' sei Ehr!" worauf die Gemeinde unter ihrer Begleitung das Lied "Nun danket alle Gott!" anstimmte. Den Festgruß des hohen ev. - luth. Landeskonsistoriums, das keinen Vertreter senden konnte, aber heute im Geiste unter der lieben Großharthauer Kirchgemeinde weile, überbrachte nebst innigsten und herzlichsten Segenswünschen Herr Sup. Dr. Fröhlich. Das Konsistorium freut sich mit der ganzen Kirchgemeinde, dass sie nun dies wundervolle Gotteshaus ihr eigen nennen darf, und gern hat es hierbei durch finanzielle Unterstützung mitgeholfen. Nach seelsorgerischen Wünschen des Konsistoriums übermittelte er auch zugleich die Festgrüße seines 34 Kirchgemeinden zählenden Bezirkskirchenamtes und hat zum Schluss um Abhaltung von jedem Ungemach. Herr Bezirksoberkirchenamtsrat Thomas - Bautzen gedachte der Not der Zeit, und dass es bereits leider heute Kirchgemeinden gibt, deren kirchliche Beziehungen unter dem Mangel an Mitteln leiden. Um so mehr aber erfüllt es uns mit Freude, wenn es wie hier einer Gemeinde gelingt, dank reichster Opferwilligkeit die Schwierigkeiten zu überwinden. Möge deshalb aus diesem Werke unaufhörlich ein Strom reichsten Segens für diese liebe Kirchgemeinde ausströmen, das walte Gott! - Nach dem Gemeindegesange: "O, wie so lieblich steht dies Haus" erfolgte die Altarliturgie durch Sup. Dr. Fröhlich und Schriftvorlesung über den 27. Psalm, 4 - 8, durch Herrn Ortspfarrer Horn. Die Männergesangvereine "Concordia" und Fa. Rau & Vogel brachten meisterhaft "Kröne mit Segen du edler, das Werk zu Gehör, dem allg. Gesang: "Eine feste Burg" folgte. Nunmehr bestieg Herr Sup. Dr. Fröhlich die schöne Kanzel zu seiner ausdrucksvoll und von großer Freude erfüllten Festpredigt, der er den Römerbrief 10, 8 - 9, zugrunde legte. Einleitend führte er darin u.a. sinngemäß aus, dass die Kirche zum deutschen Volke, zur deutschen Landschaft gehöre. Wir werden diesen 15. September wohl nimmermehr vergessen: Der Abschied von dieser schönen Waldstätte, der Zug zum Gotteshause, das Türenöffnen und der Einzug in dasselbe. Und der Bau ist ohne Unfall beendet worden. Du sollst dich deiner Kirche freuen, liebe Kirchgemeinde Großharthau. 1. Denn Gott ist dir nahe, er kommt zu dir in seinem Wort; 2. Schenke ihm dein Herz, und 3. Bekenne deinen Gott im öffentlichen Leben, waren die drei Leitsätze. Gott segne unsere Weihe, o, dass wir Freude an unserer Kirche hätten, war sein innigster Wunsch. Mit dem Segensspruch und Gebet, dem allg. Gesang "Das Wort sie sollen lassen stahn" und der Schlussliturgie war die eindrucksvolle Feier, begünstigt vom schönsten Wetter, gegen ½ 12 Uhr beendet, und unter Orgelklängen und Glockengeläut zog die zahlreiche Gemeinde aus dem schönen Gotteshause wieder hinaus. Der Nachmittag brachte einen Kinder - Gottesdienst und der Abend eine Abendandacht mit reicher orgelmusikalischer Ausgestaltung, während das Fest selbst von ½ 9 - ¾ 9 Uhr abends ausgeläutet wurde."
Im gleichen Jahr bekam die Kirche abermals eine neue Orgel. Sie stammte von der Firma Jehmlich aus Dresden.
In der Zeit des Nationalsozialismus wurde der Kirchgemeinde der Pfarrer Bille als "Deutscher Christ" vorgesetzt. Die Gemeinde wehrte sich und wählte ihn nicht zum Ortspfarrer, daraufhin verließ er 1941 Großharthau.
Im Jahr 1943 mussten zwei Bronzeglocken für Kriegszwecke abgegeben werden.
1949 wurden die vier neuen Stahlglocken aus Apolda geweiht.
Der Einführung der Reformation vor 400 Jahren wurde im Oktober 1959 durch die Kirchgemeinde feierlich gedacht. 1959 fanden sich einige Musikinteressierte und gründeten einen Posaunenchor.
1963 erhielt das Innere der Kirche eine gründliche Renovierung.
In den Jahren 1989/90 wurde die Kirche von außen komplett erneuert.
1994 waren 200 Jahre seit der Einweihung der neuen Kirche im Jahre 1794 vergangen. Man beging das Jubiläum mit einer Festwoche.

Copyright © 2003 - Steffen Noah