Nachrichten zur Schlossgeschichte
Vermutlich entstand das ehemalige Herrenhaus aus einer alten Wasserburg. Das Herrenhaus findet am 06. April 1350 erstmalig urkundliche Erwähnung. In der Urkunde geloben Henlein von der Aue und sein Sohn Martin dem Meißner Bischof Johann I., das sie ihren Hof ohne seine Erlaubnis nicht befestigen und ihm gegen seine Feinde beistehen werden. Es heißt: " ... daz wir den hof czu der Harthe nicht muren schullen, wir tun es denne mit siner loube wisszin und willen." (Cod. dipl. Sax. II, 1)
In all den Jahrhunderten bewohnten meist die Besitzer von Harthau (Großharthau) das Herrenhaus. Es diente aber auch vielen namhaften durchreisenden Persönlichkeiten als Unterkunft und Quartier. So zum Beispiel der königlich preußische Major von Setöffel, der am 02. April 1779 hier verstarb und in der Gruft unter der Kirche beigesetzt wurde. Auch der französische Kaiser Napoleon übernachtete dreimal und zwar am 18. Mai, 3. September und am 23. September 1813 im Herrenhaus. Auch der französische Offizier Marschall Macdonald hatte 1813 lange Zeit sein Quartier hier. Beim Rückzug der Franzosen aus unserer Gegend wurde das Herrenhaus stark beschädigt. Um 1850 ließ der damalige Besitzer, Carl Gottlieb Haußner, bauliche Veränderungen am Herrenhauses durchführen. Es entstand ein schlichter Renaissancebau. Bei dem Bau sollen mehrere Kanonenkugeln der Napoleonischen Armee eingemauert worden sein.
Auch Prinz Sizzo von Schwarzburg mit Familie und sein Sohn Friedrich Günther bewohnten das Herrenhaus. Als Prinz Sizzo im Oktober 1892 nach Harthau kam, war es in einem erbärmlichen Zustand. Dennoch zog Prinz Sizzo ein. Doch nach kurzer Zeit traten erneut große Mängel auf. "Einige Monate hatte Prinz Sizzo nun Ruhe. Dann stellten sich aber schnell einander folgend weitere Mängel infolge langjähriger Vernachlässigung der Gebäude ein, die mit einem großen Riss der südlichen Schlossfront und dem Bersten eines Fenstergewändes im ersten Stock wie dem Einsturz eines fahrlässig gemauerten Stallgewölbes und eines Stalldaches einsetzen. Die Folge hiervon war der Umbau fast sämtlicher Gebäude: des Schlosses, der Ställe und Scheunen, der Mühle, Brauerei und des Gasthofes."(Oberbreyer, Sizzo Prinz von Schwarzburg 1909)
Die Umbauarbeiten des Herrenhauses endeten 1901, wie es über dem Eingangsportal in Stein gehauen stand. Nun war aus dem ehemaligen Herrenhaus das eigentliche Wohnschloss entstanden. Doch bald folgte noch ein Anbau an die Nordseite des Schlosses. Um diese Bauarbeiten zu beschleunigen gab der Baumeister Petrich im Juni 1901 im "Sächsischen Erzähler" eine Annonce zwecks Arbeitskräftesuche auf. 1902 wurde der Amtshauptmannschaft in Bautzen der Schlossbau als beendet gemeldet. Das Schloss hatte 42 Zimmer und der Grundriss entsprach einem ungleichmäßigen Rechteck. Mit der Kapitulation der Deutschen Wehrmacht am 8. Mai 1945 wurde das Schloss von der Roten Armee besetzt. Auf dem Dachboden befand sich eine Funkstation der Roten Armee. Bei dem Brand des Schlosses, im Januar 1946, wurde der Dachstuhl und Teile der obersten Etage zerstört. Ob durch Funkenflug, Kurzschluss oder Brandstiftung, die genaue Brandursache konnte nie bewiesen werden. Da das Schloss jedoch nur mit einer 110 Volt Elektroanlage ausgestattet war, liegt es nahe, dass der Brand durch Kurzschluss entstanden ist. Bis Ende 1948 wurde das Schoß der Schwarzburger Sinnloserweise abgerissen. Die Steine, Fenster, Türen usw. wurden in andere Gebäude wieder eingebaut. Der Bauschutt ist zum Verfüllen des Schlossgrabens verwendet wurden. Was blieb ist der Hügel, wo sich noch heute die Reste des Schlosskellers befinden. Und die Erinnerung an gute alte Zeiten. Nach Abzug der russischen Truppen, wurde nun die VdgB in Großharthau Verwalter des gesamten herrschaftlichen Besitzes. Sie war seit 1945 für die Verwirklichung der Bodenreform betreffs der entschädigungslosen Enteignung verantwortlich.
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